Schulterschmerzen Anatomie des Schultergelenks und Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht in Berlin.

Schulterschmerzen – Anatomie des Schultergelenks und Schmerztherapie

Anatomie: Warum die Schulter so anfällig für Schmerzen ist

Um zu verstehen, warum Schulterschmerzen so häufig und hartnäckig sind, hilft ein Blick auf die geniale, aber anfällige Anatomie der Schulter. Das Schultergelenk verbindet den Oberarmknochen mit dem Schulterblatt. Es ist ein Kugelgelenk – das mit Abstand beweglichste Gelenk im gesamten menschlichen Körper.

Zusammen mit dem Schlüsselbein, diversen Nebengelenken, Schleimbeuteln, Bändern, Sehnen und Muskeln bildet es die funktionale Einheit der Schulter. Der Kopf des Oberarmknochen sitzt in einer relativ kleinen und flachen Gelenkspfanne. Diese Bauweise erlaubt die enorme Bewegungsfreiheit, hat aber einen Preis: Das Gelenk ist von Natur aus instabil. Die gesamte Stabilität wird nicht wie bei der Hüfte durch Knochen, sondern fast ausschließlich durch Muskeln und Sehnen gesichert.

Eine besondere Rolle spielt dabei die Rotatorenmanschette. Sie besteht aus vier Muskeln und deren Sehnen, die das Gelenk wie eine schützende Manschette umschließen und den Armkopf in der Pfanne zentrieren. Schleimbeutel, besonders der unter dem Schulterdach (Bursa subacromialis), dienen als Puffer, damit Sehnen nicht direkt an Knochen reiben.

Diese Komplexität macht die Schulter extrem anfällig für muskuläre Dysbalancen, Überlastung und Verschleiß, was sich in Schulterschmerzen äußert.

Schulmedizinische Diagnosen bei Schulterschmerzen

Die schulmedizinische Diagnose konzentriert sich oft auf die Struktur, die schmerzt. Wenn du mit Schulterschmerzen zum Orthopäden gehst, lauten die häufigsten Diagnosen:

  • Impingement-Syndrom: Die häufigste Diagnose. Es bedeutet „Einklemmung“. Meist wird es im Raum unter dem Schulterdach (subacromial) zu eng, wodurch Sehnen (Supraspinatussehne) oder der Schleimbeutel bei Armbewegungen (besonders beim Heben zur Seite) schmerzhaft eingeklemmt werden.
  • Kalkschulter (Tendinosis calcarea): Kalkablagerungen in den Sehnen der Rotatorenmanschette, die zu akuten, heftigen Entzündungen führen können.
  • Schleimbeutelentzündung (Bursitis): Eine akute Reizung des Schleimbeutels, oft als Folge eines Impingements.
  • Frozen Shoulder (Adhäsive Kapsulitis): Eine entzündliche „Verklebung“ der Gelenkkapsel, die zu massiver Bewegungseinschränkung führt.
  • Rotatorenmanschettenruptur: Ein Riss (oder Teilriss) einer oder mehrerer Sehnen der Rotatorenmanschette, oft durch Verschleiß oder Unfall.

Die Behandlung zielt meist darauf ab, die Entzündung zu hemmen (Medikamente, Spritzen) und die Beweglichkeit durch Physiotherapie zu verbessern. Im fortgeschrittenen Stadium werden oft Operationen (z.B. Arthroskopie) empfohlen.

Wann du bei Schulterschmerzen sofort zum Arzt musst (Red Flags)

Obwohl die meisten Schulterschmerzen muskulär bedingt sind, gibt es Warnsignale, die du sofort ärztlich abklären lassen musst:

  • Schmerzen nach einem Unfall oder Sturz (Verdacht auf Knochenbruch oder Sehnenriss).
  • Plötzliche, unerträgliche Schmerzen mit Fieber, Schüttelfrost oder starkem Krankheitsgefühl (Verdacht auf bakterielle Infektion).
  • Kompletter Kraftverlust (du kannst den Arm gar nicht mehr heben).
  • Starke Schmerzen, die in den linken Arm, den Kiefer oder den Oberbauch ausstrahlen, begleitet von Atemnot oder Engegefühl in der Brust (Verdacht auf Herzinfarkt – Notruf 112!).

Der Ansatz von Liebscher & Bracht: Schmerzen anders verstehen

Unser Ansatz nach Liebscher & Bracht stellt eine entscheidende Frage: Warum kommt es überhaupt zu diesem Verschleiß, der Entzündung oder der Einklemmung (Impingement)?

Unsere Beobachtung aus über 30 Jahren Schmerztherapie ist, dass die Hauptursache fast immer in unserem modernen Bewegungsmangel liegt. Im Alltag nutzen wir nur einen Bruchteil des vollen Bewegungsausmaßes unserer Schulter. Wir arbeiten am PC, fahren Auto, essen oder schauen aufs Handy – fast immer mit dem Arm vor dem Körper.

Bewegungen nach hinten, oben oder zur Seite finden kaum statt. Das Gehirn „vergisst“ diese Bewegungen und passt die Muskulatur an: Die vordere Brust- und Schultermuskulatur „verkürzt“ durch die ständige einseitige Haltung, während die hintere Muskulatur überlastet wird, um dagegenzuhalten. Diese muskulär-faszialen Verkürzungen sind die Hauptursache für die meisten Schulterschmerzen.

Wie muskuläre Spannung zu Schmerz wird

Diese permanente einseitige Spannung (z.B. der Brustmuskel zieht den Oberarmkopf nach vorne) führt zu überhöhten Zugkräften auf Muskeln, Sehnen und Gelenke. Der Raum unter dem Schulterdach wird mechanisch verengt (Impingement) und die Sehnen reiben.

Diese drohende Schädigung wird von Rezeptoren im Gewebe an das Gehirn gemeldet. Das Gehirn reagiert, um dich zu schützen: Es projiziert einen „Alarmschmerz“ in die Schulter. Dieser Schmerz dient als Warnsignal: „Stopp! Ändere deine Haltung oder Bewegung, sonst reißt die Sehne!“

Laut Liebscher & Bracht sind über 90% aller Schulterschmerzen (auch bei Arthrose oder Kalk) primär dieser Alarmschmerz – und nicht der strukturelle Schaden selbst.

Die Therapie nach Liebscher & Bracht bei Schulterschmerzen

Die Therapie zielt darauf ab, diesen fehlerhaften Spannungszustand zu „resetten“ und die Ursache – die Verkürzung – zu beheben. Sie basiert auf zwei Säulen:

  1. Die Osteopressur: Hierbei werden gezielt definierte Schmerzpunkte (Rezeptoren) an der Knochenhaut gedrückt. Dieser manuelle Impuls „signalisiert“ dem Gehirn, dass die Spannung nicht mehr nötig ist. Das Gehirn kann die muskuläre Überspannung „loslassen“, der Zug auf das Gelenk normalisiert sich sofort und der Alarmschmerz kann oft schon in der ersten Sitzung drastisch reduziert werden.
  2. Die Engpassdehnungen: Damit die Spannung nicht sofort wiederkommt, erlernst du spezielle Dehn- und Kräftigungsübungen. Diese zielen exakt darauf ab, die verkürzte vordere Brust- und Schultermuskulatur wieder auf ihre natürliche Länge zu bringen und die vernachlässigte hintere Muskulatur zu kräftigen.

Diese Kombination aus manueller Therapie und aktiver Mitarbeit ist der Schlüssel zum dauerhaften Erfolg. Die Osteopressur gibt dir die sofortige Erleichterung, aber erst die regelmäßigen Engpassdehnungen zu Hause verhindern, dass deine alltäglichen Bewegungsmuster (z.B. die PC-Arbeit) die Spannung sofort wieder aufbauen.

Eine professionelle Anleitung ist dabei entscheidend. Spezifische Übungen für Impingement, Nackenschmerz oder Frozen Shoulder findest du in unserem großen Ratgeber für Schulter-Nacken-Schmerzen. Dort zeigen wir dir detaillierte Anleitungen, um deine individuelle Problematik gezielt anzugehen.

Du hast die Ursache verstanden?

Sehr gut. Jetzt ist es an der Zeit, die richtigen Übungen für dein spezifisches Problem zu finden. In unserem Haupt-Ratgeber findest du alle Anleitungen, die du brauchst.

Zum großen Schulter-Nacken-Ratgeber