Hüftschmerzen – welche Ursache haben sie?
Hüftschmerzen können deinen gesamten Alltag beeinträchtigen. Sie können nach starker körperlicher Belastung auftreten (z.B. nach dem Sport) oder sich schleichend entwickeln. Hüftschmerzen können sich als Dauerschmerz bemerkbar machen, aber auch punktuell als so genannter Anlaufschmerz (die ersten Schritte am Morgen). Aus akut auftretenden Beschwerden können unbehandelt chronische Schmerzen werden. Wie du der Ursache für deine Hüftschmerzen auf die Spur kommst und was du dagegen tun kannst, erfährst du hier.
Anatomie der Hüfte: Das Hüftgelenk
Das Hüftgelenk ist eines der größten Gelenke des menschlichen Körpers. Es ist ein Kugelgelenk, bestehend aus der schalenförmigen Hüftgelenkpfanne (Teil des Beckenknochens) und dem Oberschenkelkopf. Beide Gelenkpartner sind von einer glatten Knorpelschicht überzogen. Das gesamte Hüftgelenk liegt in einer straffen Gelenkkapsel und wird von einer extrem kräftigen Muskulatur (Gesäß, Oberschenkel, Hüftbeuger) gehalten und bewegt.
Funktionsweise der Hüfte
Das Hüftgelenk gewährleistet, dass du laufen, springen und sitzen kannst. Dabei sind drei Hauptbewegungsmöglichkeiten wichtig:
- Das Beugen (Flexion), z.B. Anheben des Oberschenkels.
- Das Strecken (Extension), z.B. Strecken des Oberschenkels nach hinten.
- Das seitliche Abspreizen (Abduktion) und Heranführen (Adduktion) des Beines.
Sind diese Bewegungsmöglichkeiten durch Erkrankungen, Verletzungen oder muskuläre Dysbalancen eingeschränkt, können Hüftschmerzen entstehen.
Häufige medizinische Ursachen für Hüftschmerzen
Deine Hüftschmerzen können viele Ursachen haben. Zu den häufigsten Diagnosen gehören:
- Verschleiß (Hüftarthrose / Coxarthrose): Abnutzung des Gelenkknorpels, oft begleitet von Anlaufschmerz.
- Verletzungen: z.B. Frakturen (Schenkelhalsbruch nach Sturz), Prellungen.
- Entzündungen: z.B. Schleimbeutelentzündung (Bursitis trochanterica) an der Hüftaußenseite oder Gelenkentzündung (Coxitis).
- Muskuläre Verspannungen: z.B. Piriformis-Syndrom, das Ischias-ähnliche Schmerzen macht.
- Fehlbelastungen: z.B. durch Beckenschiefstand, Beinlängendifferenz oder einseitige Belastung im Beruf oder Sport.
- Hüftimpingement (FAI): Eine mechanische Enge im Gelenk, die bei Bewegung schmerzt.
- Stoffwechselerkrankungen: z.B. Gicht oder Rheuma.
Wann du bei Hüftschmerz SOFORT zum Arzt musst (Red Flags)
Die meisten Hüftschmerzen sind muskulär bedingt oder durch Verschleiß. Es gibt jedoch ernste Warnsignale, die du sofort ärztlich abklären lassen musst (Notaufnahme):
- Unfähigkeit zu Gehen/Belasten nach einem Sturz oder Unfall (Verdacht auf Fraktur, z.B. Schenkelhalsbruch).
- Plötzliche, unerträgliche Schmerzen mit Fieber, Schüttelfrost oder starkem Krankheitsgefühl (Verdacht auf bakterielle Gelenkinfektion).
- Starke Hüft-/Leistenschmerzen mit Ausstrahlung in den Bauchraum (kann auch auf organische Probleme wie Leistenbruch oder Nierensteine hindeuten).
- Nächtliche Ruheschmerzen, die von ungewolltem Gewichtsverlust oder Nachtschweiß begleitet werden.
Wie hilft die schulmedizinische Therapie bei Hüftschmerzen?
Ziel einer schulmedizinischen Therapie ist es, deine Schmerzen zu reduzieren und die Gelenkfunktion zu erhalten. Werden Hüftschmerzen nicht rechtzeitig behandelt, drohen Dauerschmerzen und mechanische Schäden.
Konservative Behandlungsmaßnahmen
- Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel (z.B. Ibuprofen) und Entzündungshemmer (als Tablette oder Spritze).
- Physikalische Therapie: Wärme- oder Kältetherapie, Massagen, Manuelle Therapie und Chirotherapie, um Blockaden zu lösen.
- Physiotherapie: Krankengymnastik zur Kräftigung und Mobilisation.
Operative Behandlungsmaßnahmen
Führen die konservativen Maßnahmen nicht zum Ziel, stehen operative Maßnahmen zur Verfügung:
- Hüftarthroskopie (Gelenkspiegelung): z.B. zur Behandlung eines Impingements oder Knorpelschadens.
- Bursektomie: Entfernung eines chronisch entzündeten Schleimbeutels.
- Hüfttotalendoprothese (Hüft-TEP): Der vollständige Ersatz des Hüftgelenks durch eine Prothese bei fortgeschrittener Arthrose.
Das Schmerzmodell von Liebscher & Bracht – Die muskuläre Ursache
Die Einnahme von Schmerzmitteln kann Nebenwirkungen haben und operative Eingriffe sind irreversibel. Die Schmerzspezialisten von Liebscher & Bracht gehen davon aus, dass ein Großteil der Hüftschmerzen (auch bei diagnostizierter Arthrose) ihre Hauptursache nicht im Gelenk selbst, sondern in überspannten Faszien und Muskeln finden.
Das Schmerzmodell: Der sitzende Alltag
Verantwortlich für viele Schmerzen im Hüftbereich ist dein Alltag. Wenn du viel Zeit im Sitzen verbringst, befindet sich dein Hüftgelenk fast permanent in einer gebeugten Position (meist über 90 Grad). Deine Bewegungen sind einseitig. Dies führt zu einer „Verkürzung“ des Muskelgewebes und verhärteten Faszien an der Körpervorderseite.
Die vordere Kette (Hüftbeuger, Bauchmuskeln) baut eine hohe Spannung auf. Beim Aufstehen muss die hintere Kette (Gesäß, Rückenstrecker) mit enormer Gegenspannung arbeiten, um dich aufzurichten. Durch diesen permanenten, unnatürlich hohen Zug von allen Seiten wird der Oberschenkelkopf tiefer in die Gelenkpfanne „gepresst“. Dieser erhöhte Anpressdruck ist oft die wahre Ursache für Reibung, Knorpelabrieb (Arthrose) und den Alarmschmerz.
Die betroffenen Körperbereiche
Ständiges Sitzen verkürzt vor allem den Hüftbeugemuskel (M. Iliopsoas). Dieser Muskel verläuft von der Lendenwirbelsäule und der Beckeninnenseite bis zur Innenseite des Oberschenkels. Du siehst: Hüfte und unterer Rücken sind untrennbar verbunden. Verklebte Faszien und überspannte Muskeln in diesem Bereich können daher sowohl Hüftschmerzen als auch Rückenschmerzen verursachen.
Diese Zusammenhänge sind der Grund, dass neben deinen Hüftschmerzen oft auch Schmerzen am Gesäß (Piriformis-Syndrom) und im unteren Rücken bestehen. Die Schmerzen können in die Leiste oder bis ins Bein ausstrahlen.
Die Lösung: Antrainierte Bewegungsmuster auflösen
Die Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht setzt dort an, wo die Ursache der meisten Schmerzen entsteht: bei den muskulär-faszialen Überspannungen durch einseitige Bewegungsmuster.
1. Bei akuten Schmerzen: Osteopressur
Grundlage der Therapie ist die Osteopressur. Der Therapeut drückt dabei gezielt auf Rezeptoren an der Knochenhaut. Dieser manuelle Impuls kann dem Gehirn helfen, die gespeicherten, überhöhten Spannungsprogramme zu „löschen“. Die Muskelspannung lässt nach, der Druck im Gelenk reduziert sich und der Alarmschmerz kann oft sofort nachlassen.
2. Für die Nachhaltigkeit: Engpassdehnungen
Damit die Spannung nicht wiederkehrt, ist es entscheidend, die verkürzten Strukturen aktiv zu dehnen. Du erlernst gezielte Übungen (Engpassdehnungen), die die Hüftbeuger und Gesäßmuskeln wieder auf ihre natürliche Länge bringen.
Dieser Lexikon-Artikel gibt dir einen wichtigen ersten Überblick über die Anatomie und die verschiedenen Therapieansätze. Wenn du tiefer in das Thema einsteigen und spezifische Übungen für deine Schmerzart (z.B. nachts, beim Joggen, einseitig) sowie einen Selbsttest finden möchtest, haben wir alle Informationen für dich gebündelt.
Wir laden dich ein, unseren neuen, umfassenden Ratgeber Hüftschmerzen zu lesen. Dort findest du detaillierte Anleitungen und die neuesten Erkenntnisse aus unserer Praxis, um deine Schmerzen ursächlich zu behandeln.
Aktiv gegen Hüftschmerzen
Du hast die Möglichkeit, mithilfe der Schmerztherapie nach Liebscher und Bracht die muskulären Ursachen für deine Hüftschmerzen zu finden und diese zu beseitigen. Gestalte deine Bewegungsabläufe neu und arbeite aktiv an einer gesunden Bewegung für deine Hüfte.
Du möchtest tiefer einsteigen?
Dieser Lexikon-Artikel ist ein guter Überblick. In unserem Haupt-Ratgeber findest du detaillierte Übungen, Selbsttests und spezifische Hilfen für deine Hüftprobleme.
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